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12 Tage im Hochwassereinsatz – Krisenstab in der Einsatzzentrale FF-Haus endet heute Abend

26.09.2024 19:42

Geschätzte Bürgerinnen und Bürger aus Markersdorf-Haindorf!


12 Tage ist es her, dass das Hochwasser unsere gesamte Gemeinde erfasst hat. 12 Tage ist es her, dass unsere Gemeinde in einen Ausnahmezustand versetzt wurde, 12 Tage ist es her, dass wir alle vor Herausforderungen gestanden sind, die unsere Vorstellungskraft bei weitem übersteigen. 12 Tage ist es her, dass wir von der Pielach mit einem 200- bis 300-jährigen und an der Sierning von einem 400-jährigen Hochwasserereignis überrascht wurden. 

Die genauen Berechnungen der Expertinnen und Experten laufen noch, aber es steht schon jetzt fest: Wir haben eine Hochwasserkatastrophe in einer Dimension erlebt, gegen die man sich nur bedingt schützen kann. Dabei waren die Katastralgemeinden Markersdorf, Mitterau und Haindorf am schwersten betroffen. Wir zählen 850 Haushalten in unserer Gemeinde. Davon sind insgesamt rund 500 Objekte betroffen. Etwa 300 Haushalte hatten das Wasser im Wohnbereich, darüber hinaus waren 100 Haushalte von Oberflächenwasser im Keller und grob geschätzt 100 Haushalte von Grundwasser betroffen.

Das Ausmaß an materiellen Schäden ist unfassbar. Trotzdem bin ich in erster Linie sehr froh darüber, dass wir in dieser dramatischen Situation keine schwereren Verletzungen (zumindest im Einsatzstab ist uns keine bekannt) oder sogar Menschenleben zu beklagen hatten bzw. haben. Wie gefährlich diese plötzlichen Wassermassen für Leib und Leben sein können, haben wir aus anderen Teilen Niederösterreichs erfahren müssen.

Mein großer Dank gilt hier vor allem den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren und dem Roten Kreuz, der NÖ Wasserrettung, die zuerst noch per Zille und Boot Evakuierungen durchgeführt haben, dann aber auch der Polizei und dem Bundesheer, die Evakuierungen mit Hubschraubern durchgeführt haben. Die Besatzungen von „Libelle“ und „BlackHawk“ haben einen unglaublichen Einsatz gezeigt. Insgesamt wurden 80 Menschen aus ihren Häusern evakuiert, 58 davon per Hubschrauber. 

Die Wassermassen brachten Verwüstung, Müll und vor allem viel Schlamm auf die Straßen, in die Keller und Wohnbereiche unserer Gemeindebürgerinnen und -bürger. Sie haben kritische Infrastruktur zerstört, wie wir an einem massiven Wasserrohrbruch in der Westbahnstraße, unterspülten Gehsteigen und an einem überlasteten Schmutzwasserkanalnetz gemerkt haben.

Der Krisenstab der Gemeinde wurde mit Beginn dieser Katastrophe einberufen. Wenn so viele Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, aber auch Gemeindemitarbeiterinnen und Gemeindemitarbeiter selbst mit Hab und Gut betroffen sind, das Gemeindeamt, das in unserem Katastrophenschutzplan als Einsatzzentrale vorgesehen ist, ebenfalls von Überflutungen im Keller und mit Stromproblemen zu kämpfen hat, kann man nur improvisieren. Also hat auch der Krisenstab der Gemeinde seine Einsatzzentrale ins Feuerwehrhaus Markersdorf verlegt.

Die letzten 12 Tage waren geprägt von der Arbeit im Krisenstab und mit den Helferinnen und Helfern. Mein Dank gilt hier den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und den Feuerwehrkameraden, die gemeinsam mit mir im Krisenstab gearbeitet haben. Der Krisenstab setzte sich wie folgt zusammen:

  • Bürgermeister Fritz Ofenauer – Gesamtleitung Krisenstab
  • Vizebürgermeisterin Gerlinde Birgmayr - Versorgung
  • GGR Johannes Kern –Stabstelle für Sondereinsätze & Lagebeurteilungen vor Ort
  • GR Christian Rabacher – Koordination Hilfseinsätze Bundesheer & Freiwilligenkoordination
  • GR Franziska Riegler – Koordination Kommunikation Gemeindehomepage und Gem2Go
  • GR Christoph Reiter – Bürgerservicestelle und Schadensmeldungen
  • GR Manuel Steinwendtner – Feuerwehrkommandant, Koordinierung Feuerwehreinsätze

 

Nach dem Hochwasser schwappte die Welle der Hilfsbereitschaft über unsere Gemeinde

11 Tage ist es her, dass nach dem Hochwasser eine Welle der Hilfsbereitschaft in unsere Gemeinde geschwappt ist. Aus unseren Nachbargemeinden sind sofort Vereine und zahlreiche Freiwillige angerückt, die Katastrophenhilfsdientszüge der Feuerwehren aus Salzburg, die Kräfte des Österreichischen Bundesheers, das Team Österreich und gefühlt alle nicht betroffenen Menschen aus unserer Gemeinde haben mit angepackt.

Alleine über unseren Krisenstab wurden in diesen Tagen mehr als 1.000 Helferinnen und Helfer (mehr als 10.000 Einsatzstunden) koordiniert und in die betroffenen Straßenzüge geschickt. Ein großes Danke reicht eigentlich gar nicht aus, um unsere Dankbarkeit in Worte zu fassen.

Einen ganz besonderen Dank möchte ich aber insbesondere den Mitgliedern unserer beiden Freiwilligen Feuerwehren, sowie den freiwilligen Helfern aus unserer eigenen Bevölkerung aussprechen. Jene, die bei Nachbarn, Freunden oder Familie mitangepackt haben und dabei vielleicht selbst betroffen waren. Ihr habt Unbeschreibliches geleistet und in dieser Katastrophe die Menschlichkeit an erste Stelle gestellt. Markersdorf-Haindorf hält zusammen!

Seitens der Gemeinde wurde ein eigenes Spendenkonto eingerichtet, jeder Euro der zusammenkommt wird den Opfern der Hochwasserkatastrophe zukommen. Jeder Haushalt unserer Gemeinde wird anteilig nach ihrem Schaden davon profitieren.

Neben den vielen Haushalten ist auch die Gemeindeinfrastruktur stark beschädigt. In der Volksschule Markersdorf wurde das Untergeschoss überflutet, für den Kindergarten musste wegen Überflutung eine Übergangslösung gefunden werden, und auch die Schäden am Gemeindeamt, dem Kanalnetz und den Gemeindestraßen sind enorm aber noch nicht genau feststellbar.

Diese besondere Situation fordert alle. Und auch in den nächsten Tagen, Wochen und wahrscheinlich Monaten werden wir noch improvisieren, besondere Lösungen finden und Übergangslösungen akzeptieren müssen. Ich möchte mich schon jetzt bei Ihnen allen für Ihr Verständnis und Ihre Flexibilität bedanken!

Halten wir auch weiterhin zusammen und helfen wir uns gegenseitig.

Wie geht es weiter?

Der Krisenstab beendet mit dem heutigen Abend seinen Kriseneinsatz im Feuerwehrhaus Markersdorf, auch der Zivilschutzalarm wurde für Markersdorf-Haindorf wieder beendet.

Mir ist bewusst, dass die Bewältigung der Katastrophe noch lange nicht vorbei ist – daher stehe ich persönlich, die Gemeinderäteinnen und Gemeinderäte und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Gemeindeamt bei auftauchenden Fragen gerne zur Verfügung.

Die nächste Herausforderung wird sein, die Schadenserhebung so rasch wie möglich durchzuführen. Dafür werden mehrere Schadenskommissionen gebildet, die nach Straßenzügen die Erhebungen durchführen. Die Termine werden über die GEM2GO App und über einen Aushang am Gemeindeamt veröffentlicht.

Sollte aus welchem Grund auch immer niemand anwesend sein, wird ein Termin zu einem späteren Zeitpunkt vereinbart.

Eine Katastrophe in diesem Ausmaß hat unsere Gemeinde noch nicht gesehen.

Ich bin stolz auf die gelebte Solidarität und den Zusammenhalt in unserer Gemeinde!

Alles erdenklich Gute
Fritz Ofenauer
Bürgermeister

26.09.2024